Die Condylus occipitalis Fraktur ist rar und daher nur bei 0.4% aller Traumapatienten vorhanden. Neurologische Defizite sind äusserst selten, können sich aber im Verlauf einstellen im Sinn einer Mono-, Para- Tetraparese oder Plegie. Zudem werden Hypoglossusparesen beschrieben.
Epidemiologie
Die Fraktur ist äusserst selten zu sehen. Die Inzidenz liegt bei nur 0.4% in einer Serie von 24’745 Traumapatienten aus dem Jahre 2009 (Maserati et. al.).
Klinik
Patienten haben meist Nackenschmerzen und/oder eine eingeschränkte Kopfbeweglichkeit (In- und Reklination, Rotation, Seitenneigung). Sehr selten kann sich eine Hypoglossusparese zeigen oder eine Schwellung im retropharyngealen Raum. Höhergradige Defizite wie Mono-, Para- Tetraparesen/Plegien sind meist mit zusätzlichen Frakturen vergesellschaftet.
Radiologische Befunde
Die Bildgebung der Wahl ist die Computertomographie im Knochenfenster. Die occipitale Condylus Fraktur ist in der normalen Röntgenbildgebung nicht zu sehen. Als indirektes Zeichen kann in der Röntgenbildgebung ein vergrösserterter Abstand (>2mm) der occipitalen Condyle zu C1 (atlanto-occipitaler Intervall – AOI) nachgewiesen werden. Eine ergänzende MR-Bildgebung ist für die Beurteilung der Bandstrukturen sinvoll (Lig. alare, Lig. transversum, Lig. apex dentis, Tectorialmembran).
Besonderes / zu beachten
Klassifikation:
Es gibt mehrere Klassifikationssysteme für Frakturen der occipitalen Condylen. Die weitaus verbreiteste ist jene von Anderson & Montesaneo (1988), weitere Systeme wie „Tuli-Klassifikation“, „Maserati-Klassifikation“ oder „Harborview-Klassifikation“ sind ebenfalls gängig.
Anderson & Montesano Klassifikation:
Frakturtyp: | Beschreibung: |
Typ I | Zertrümmerung des Condylus occipitalis |
Typ II | Fraktur des Cond. occ. als Erweiterung einer Fraktur am Foramen magnum |
Typ III | Avulsion des Cond. occ. bedingt durch das Lig. alare |
Operationsindikation
Normalerweise besteht keine Operationsindikation. Frakturen Typ I/II können mit oder ohne rigidem Halskragen therapiert werden. Frakturen Typ III sollten für 6-8 Wochen ruhig gestellt werden (rigider Halskragen oder Halo). Bei beidseitigen Condylus occipitalis Frakturen, bei einseitiger Fraktur mit einer ligamentären Mitbeteiligung oder nachweisbarer Instabilität ist eine Ruhigstellung auch bei Frakturen Typ I/II indiziert.
Outcome
Das Outcome bei isolierten Condylus occipitalis Frakturen ist sehr gut. In der Serie von Maserati et. al. mit 100 Patienten zeigte keiner der nicht operierten Patienten (n=97) neurologische Defizite, Instabilitäten oder ein Misalignement im längerfristigen Verlauf.